Abfalleimer als Sprücheklopfer
Ich bin offen für alles, für jeden Dreck zu haben und kann 'ne Menge einstecken. Mit 21 000 feuerroten Abfalleimern und frechen Sprüchen bietet Hamburg dem Littering seit fast 20 Jahren die Stirn. Mit Erfolg? Andree Möller von der Stadtreinigung Hamburg berichtet.
Interview: Sabine Born, Up
Wann hat Hamburg die Abfalleimer beschriftet und was gab den Ausschlag für diese Aktion?
Andree Möller: Das war am 2. Mai 2005. Erstmalig gab es einen Umweltsenator, der gleichzeitig auch Stadtentwicklungssenator war. Das war DIE Chance, denn bislang war die Umweltbehörde dafür, Papierkörbe auffälliger zu gestalten, die Stadtentwicklungsbehörde aber wegen des «Stadtbildes» dagegen. Nun waren beide Interessen in einer Hand und wir bekamen die Chance.
Wie haben Bevölkerung und Touristen darauf reagiert?
Andree Möller: Die waren bis auf wenige Ausnahmen begeistert. Hamburgerinnen wie Touristen mögen die Sprüche, auch wenn der Witz nicht immer auf Anhieb verstanden wird – etwa bei «Na, du alte Schachtel, Ihre Papiere bitte.»
Was haben die Sprüche konkret gegen Littering bewirkt?
Andree Möller: Dazu gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Da die Papierkorbabfälle in der Regel mit den Kehrrichtabfällen unserer Reinigungsteams zusammen gewogen und entsorgt werden, können wir keine Aussage treffen. Wir haben aber schon den Eindruck, dass es weniger Littering-Abfälle gibt.
Hamburgs Müllsprüche sind legendär – die Stadtreinigung hat 2011 sogar einen Orden dafür erhalten. Erzählen Sie.
Andree Möller: Ja die Stadtreinigung und die verantwortliche Werbeagentur haben den sogenannten Elbschwanenorden gewonnen. Damit ehrt der Verein Deutsche Sprache in Hamburg Personen oder Institutionen, die sich um die Pflege und Förderung der deutschen Sprache verdient gemacht haben. Mit Sprachwitz und Humor habe die Stadtreinigung die öffentliche Wahrnehmung des Abfallproblems verändert und damit auch einen Beitrag zum Umweltbewusstsein geleistet, hiess es.
www.stadtreinigung.hamburg
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