Mit «Opferschutz» gegen Schmierereien
Im schier endlosen Kampf gegen Schmierereien und im Bestreben für eine schöne Innenstadt fährt Basel erfolgreich eine mehrgleisige Strategie. Sprayereien und Filzstiftkritzeleien an staatseigenen Immobilien und Kunstbauten werden in Verbrämungsaktionen möglichst rasch wieder entfernt.
Autor: Stefan Kaiser
Strahlen: Zur restlosen Entfernung von Graffitis an Steinmauern benützt das Basler Tiefbauamt ein Torbo-Feucht-Sandstrahlgerät von Duratec. Mit Glaspulver, das vor Ort beigemischt wird, lassen sich die Farben besonders schonend abstrahlen.
Wer Im Zug nach Basel fährt, dem fallen auf den letzten Kilometern vor der Stadt die unzähligen Graffitis auf, die sich fast nahtlos über die Betonwände entlang der Strecke verteilen, und worunter manchmal wahre Meisterwerke zu finden sind. «Gegen ein schönes Graffiti gibt es auch nichts einzuwenden», sagt selbst Rolf Märki vom Tiefbauamt der Stadt Basel, «problematisch sind aber die vielen Schmierereien und Tags in den Quartieren, die das Stadtbild verschandeln.» Als Gebietsverantwortlicher Ost der Basler Stadtreinigung obliegt Märki auch die Beseitigung von Schmierereien vor allem an Staatsimmobilien und Kunstbauten im Eigentum des Kantons. Gemeinsam mit Enzo Buso, Teamleiter der Stadtreinigung an der Mattenstrasse, hat er vor acht Jahren das Konzept «Spray Ex» entwickelt und mit diversen Massnahmen den immer wieder neu auftauchenden Schmierereien in den Quartieren den Kampf angesagt.
Proaktiv für eine saubere Stadt
Die Stadt Basel bemüht sich seit über 30 Jahren in der Schadensbegrenzung und gibt jedes Jahr viel Geld für die Beseitigung von Schmierereien auch an Privatliegenschaften aus. Die Stadteinigung des Tiefbauamtes und der Malermeisterverband Basel sind in Nachhaltigkeits-Aktionen auch ständig darum bemüht, dass Verschmierungen z.B. nach Demos oder Sportveranstaltungen, möglichst rasch entfernt werden, wofür die Stadt 150 000 Franken budgetiert. «Vor acht Jahren forcierten wir unsere Bemühungen noch einmal und gingen auch proaktiv auf Hausbesitzer zu, um zu versuchen, ganze Strassenzüge sauber zu kriegen», erklärt Rolf Märki. Die städtische Strategie lief jedoch immer mehrgleisig und lässt sich grob in drei Bereiche aufteilen. Staatseigene Immobilien wie Schulen oder Verwaltungsgebäude werden vom zuständigen Abwart unterhalten und beobachtet. Wenn Tags und Filzstiftkritzeleien auftauchen nimmt Enzo Buso den Schaden auf, erstellt eine Kostenschätzung und stellt dann im Rahmen der Unterhaltsarbeiten Rechnung für das jeweilige Objekt.
Bei Kunstbauten wie Brücken, Unterführungen, Stützmauern oder auch den Bunkeranlagen am Südufer des Rheins fliessen die Arbeiten in die Rechnung der Stadtreinigung. Dafür wurde deren Budget um 150'000 Franken aufgestockt, d.h. es wurde quasi eine neue Stelle für einen Maler samt benötigtem Material geschaffen. «Unsere Mitarbeiter registrieren die Schmierereien bei der täglichen Arbeit, nehmen den Auftrag auf und fotografieren den Schaden, bevor er beseitigt wird», erklärt Rolf Märki, Gelegentlich muss vorher noch ein Ingenieur prüfen, ob Reinigungsmethoden und Schutzanstrich am Objekt keinen Schaden zufügen.
Der dritte Bereich umfasst die privaten Liegenschaften. Hauseigentümer können Schmierereien an ihren Fassaden oder Mauern per Formular und mit Fotos von vorher und nachher melden, und die Stadt beteiligt sich zu 80 Prozent an den Reinigungskosten. Dafür sind jährlich 250'000 Franken budgetiert. Seit 2017 nimmt das Tiefbauamt der Stadtreinigung die Meldungen per Mail über die Sauberkeitshotline entgegen und kontrolliert u.a., ob die Rechnungsbeträge im üblichen Rahmen liegen, bevor die Kostenbeteiligung ausgeschüttet wird.
Jährlich werden rund 1800 Schmierereien beseitigt
Der Kampf der Stadtreinigung gegen die Schmierereien zeigt Wirkung. Rolf Märki führt auf drei aktuelle «Baustellen», und während der Fahrt wird deutlich, wie wenige Sprayereien und Tags es selbst in den Aussenquartieren gibt. Bei der Erfassung wird die Schmiererei an einer Wand gegebenenfalls noch unterteilt, z.B. in einen Bild- und einen Textteil. So registriert die Stadtreinigung jährlich rund 1800 Schmierereien, die ihre Mitarbeiter in rund 600 Einsätzen beseitigen. Gearbeitet wird in drei Teams mit zwei bis drei Leuten.
Die erste Baustelle befindet sich in der St. Alban-Vorstadt am Rhein. Ein noch unbekannter Sprayer, der das ganze Quartier mit der Zahl 52 «bepinkelt», hat auch an der Ufermauer aus Granitblöcken gewütet. Gegen dieses «Graffiti» rückt ein Mitarbeiter mit einem Torbo-Hochdruckreiniger entgegen, der unter ohrenbetäubendem Lärm ein Gemisch aus feinem Glaspulver und Wasser versprüht und die feine Farbschickt sauber von der Wand löst, ohne die Steinmauer zu beschädigen.
Weitere Infos unter:
www.tiefbauamt.bs.ch/entsorgung-sauberkeit/spray-ex-und-spray-out
www.duratec.ch
Erfahren Sie wie Graffitis gegen Vandalismus helfen können und lesen Sie den Bericht in der Ausgabe Unterhaltplus 1/2018