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Photovoltaik boomt – und wer kümmert sich ums Recycling?

Die Stromgewinnung aus Sonnenlicht boomt und so werden immer mehr Dächer und Fassaden mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet. Was das längerfristig für die Schweizer Energieversorgung bedeutet und welche Herausforderungen damit politisch, aber auch für die Umwelt bevorstehen, diskutierten verschiedene Fachleute am Forumstag von SENS eRecycling und Swissolar an der OLMA 2022.

Es sind eindrückliche Zahlen, die Fabio Giddey von Swissolar am gemeinsam mit SENS eRecycling durchgeführten Forumstag «Klartext Solar» an der OLMA 2022 vorlegte: Zwischen 2019 und 2021 hat sich die Anzahl an Photovoltaik-Anlagen in der Schweiz mehr als verdoppelt und der Trend nimmt voraussichtlich weiter stark zu. Während heute der Anteil an Sonnenenergie an der gesamten Schweizer Energieversorgung bei rund sechs Prozent liegt, gehen heutige Prognosen davon aus, dass er bis im Jahr 2050 auf rund 48 Prozent ansteigen wird (vgl. Grafik).

Photovoltaik allein könnte heutigen Schweizer Strombedarf decken

«Photovoltaik (PV) wird in Zukunft neben der Wasserkraft zur zweiten tragenden Säule der Energieversorgung der Schweiz werden», ist Fabio Giddey überzeugt, wobei er das Gesamtpotenzial auf rund 100 TWh pro Jahr schätzt. Das würde heissen, dass sich mit PV-Anlagen mehr Strom produzieren liesse, als wir heute verbrauchen, sofern wir alle vorhandenen Flächen nutzen. Damit wir uns diesem Ziel weiter annähern, fordert Swissolar in einem 11-Punkte-Plan, dass ab 2025 für die Einspeisung von Solarstrom eine schweizweit einheitliche Abnahmevergütung und verlässliche Rahmenbedingungen sowie vereinfachte Verfahren für die Installation von PV-Anlagen gelten. «Die Investoren brauchen mehr Planungssicherheit», so Giddey.

Herausforderungen und Lösungsansätze für eine Kreislaufwirtschaft

Während die Installationen von PV-Modulen auf Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Industrie- und Gewerbeflächen in der Schweiz rasant zunehmen, wird in Fach- und Unternehmenskreisen nach Lösungen für das «End-of-Life» von PV-Modulen gesucht. Denn «bereits heute fallen in der Schweiz pro Jahr rund 1100 Tonnen ausrangierter PV-Module an. 2035 werden es bereits 70 000 Tonnen sein», wie die beiden Doktoranden Ässia Boukhatmi und Roger Nyffenegger von der Berner Fachhochschule am Forumstag prognostizierten. «Das sind riesige Mengen».

Angesichts der steigenden Mengen ist es für die Umweltverträglichkeit sehr wichtig, die für die Produktion verwendeten Rohstoffe wie Silizium zu verringern, die Lebensdauer von PV-Modulen von durchschnittlich 25 Jahren zu verlängern und die gebrauchten Rohstoffe so zu recyclen, dass sie möglichst ohne Wertverlust in den Kreislauf zurückfliessen. Während letzteres im Moment für das Glas und das Silizium in PV-Modulen noch nicht gegeben ist (siehe Absatz unten), zeigten die beiden Doktoranden am Forumstag verschiedene vielversprechende Lösungsansätze von Unternehmen, die sich mit der Vermietung und Wiedernutzung von PV-Anlagen beschäftigen oder den Anteil an Silizium in PV-Modulen reduzieren.

Hohe Sammelquote dank innovativem Sammelsystem

«Ein PV-Modul besteht zu 80 Prozent aus Glas, Metallen wie Aluminium und Kupfer, einer Kunststofffolie und den Silizium-Wafern, die das Sonnenlicht in Strom umwandeln», erklärte Roman Eppenberger von SENS eRecycling, die sich als privatwirtschaftlich organisierte Stiftung schon seit acht Jahren mit der Frage der Wiederverwertung von PV-Modulen beschäftigt. Während Glas und Silizium-Wafer momentan noch zusammen geschreddert und recycelt werden und schliesslich in Form von Glaswolle als Dämmmaterial im Bau wiederverwendet werden, fliessen Aluminium und Kupferbestandteile bereits heute separiert zurück in die Metallhütten. Für die Verbundfolie aus Kunststoff dagegen gibt es aktuell keine Nachfrage am Markt. Diese wird verbrannt und so in Form von Strom und Wärme für die Zementindustrie genutzt.

«Fortschrittliche Recyclingbetriebe können heute bereits bis zu 90 Prozent der Rohstoffe, die für die Produktion von PV-Modulen verwendet werden, zurückgewinnen», so Roman Eppenberger. Damit die Sammelquote auch künftig so hoch bleibt, bietet SENS eRecycling ein ausgeklügeltes Rücknahmesystem mit vorgezogener Recyclinggebühr an und holt auch ausrangierte PV-Anlagen direkt auf Baustellen ab, um sie zurück in den Recyclingprozess zu führen. Mehr Informationen auf: https://www.erecycling.ch/entsorgungspartner/abholauftrag.html

www.eRecycling.ch


SENS eRecycling

SENS eRecycling ist die Schweizer Expertin für die nachhaltige Entsorgung von ausgedienten Elektro- und Elektronikgeräten im und um das Haus, sowie Leuchtmitteln und Leuchten, Photovoltaik-Anlagen und Fahrzeug- und Industriebatterien. Mit hohen Qualitätsansprüchen trägt die Stiftung SENS massgeblich dazu bei, Standards im eRecycling zu setzen. Die im SENS-Rücknahmesystem erbrachten Leistungen werden über die marktkonforme vorgezogene Recyclinggebühr (vRG) finanziert. SENS eRecycling ist Mitglied bei Swiss Recycling und dem weltweiten Kompetenzzentrum für Elektroschrott, WEEE Forum. Im Jahr 2020 feierte SENS eRecycling ihr 30-jähriges Bestehen. www.eRecycling.ch


Swissolar

Als Fachverband setzt sich Swissolar für eine rasche, kostengünstige und qualitativ hochstehende Nutzung des Solarenergie-Potenzials ein. Dabei vertritt Swissolar die Interessen der Solarbranche in den Bereichen Strom, Wärme, solares Bauen und dezentrale Energiespeicherung gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Swissolar nimmt entscheidenden Einfluss auf die Schaffung und Sicherung geeigneter Rahmenbedingungen für den Ausbau der Solarenergie. Rund 800 Firmen der Solarbranche sind dem Verband angeschlossen. Das Ziel bis spätestens 2050 ist eine sichere, erneuerbare und ressourcen-schonende Energieversorgung der Schweiz, bei der die Solarenergie eine tragende Rolle spielt. www.swissolar.ch