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Innovationen bei Sicherheitsschuhen – bessere Dämpfung dank neuer Materialien

Vor allem auf den harten Böden in der Industrie ist eine gute Dämpfung extrem wichtig für den Träger von Sicherheitsschuhen. (Bilder: zvg)

 

In einigen Branchen, wie beispielsweise im expandierenden Logistikbereich, laufen die Mitarbeiter mehrere Kilometer täglich. Und das oft auf harten Böden. Das bedeutet für die Füsse eine immense Belastung – und kann zu dauerhaften gesundheitlichen Beschwerden führen.

Autor: Markus Bremers

Hier ist nicht nur normgerechter, sondern auch komfortabler und gut dämpfender Fussschutz unverzichtbar.

Hersteller von Sicherheitsschuhen reagieren jetzt mit ganz neuen Dämpfungskonzepten, die bislang nur im Sportschuhbereich Anwendung fanden – für den Arbeitsschutz sind sie ein absolutes Novum.

Hightech-Produkte

Moderne Sicherheitsschuhe sind mittlerweile Hightech-Produkte. Hersteller und Wissenschaftler forschen kontinuierlich an Konstruktionen und Materialien. Bei der Entwicklung neuer Fussschutzkonzepte geht es dabei weniger um modische Trends als vielmehr um Gesundheitsprävention. Aus gutem Grund. Denn wer lange auf den Beinen ist und dabei falsches Schuhwerk trägt, kämpft häufig mit lästigen Fussbeschwerden. Die negativen Folgen reichen von müder Muskulatur über starke Rückenschmerzen bis hin zu chronischer Fehlhaltung. Müdigkeit und Schmerzen bergen jedoch die Gefahr eines höheren Fehler- und Verletzungsrisikos am Arbeitsplatz.

Gute Dämpfung ist wichtig

Wichtige Präventionsmassnahme gegen Fuss- oder Rückenprobleme sind deshalb komfortable Sicherheitsschuhe, die den Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes optimal angepasst sind. So zählt beispielsweise für alle, die ihre Füsse durch permanentes Gehen und Stehen auf harten Böden beanspruchen, vor allem eine gute Dämpfung im Arbeitsschuh. Nur so lassen sich Stösse absorbieren und Gelenke bestmöglich schonen. Wie wird das erreicht? Moderne Sohlen werden heute computer- und robotergesteuert direkt an den Schuh angespritzt. Durchgesetzt haben sich Zweischichtverfahren, die das robuste Au ssenprofil der Laufsohle mit einem weichen Sohlenkern verbinden und dadurch die Dämpfungseigenschaften der Sohle optimieren.

Bewährte Grundstoffe

Hersteller von Sicherheitsschuhen verwenden dazu Kunststoffe, die solche Dämpfungseigenschaften ermöglichen – auch bei dauerhafter Belastung. Als Material für die Zwischensohlen hat sich zum Beispiel hochwertiges Polyurethan (PU) bewährt, das sich in der Praxis als elastisch und lange haltbar erweist. Ausgezeichnete Eigenschaften bietet auch TPU (thermoplastisches Polyurethan), das bereits erhöhte Anforderungen in Bezug auf Belastbarkeit, Abrieb, mechanisches Verhalten sowie Designmöglichkeiten erfüllt.

Besonders stark rückfedernd

Nun kommen jedoch ganz neue Hightech-Materialien zum Einsatz, die bislang vor allem im Sportschuhbereich Anwendung fanden. Im Arbeitsschutz sind sie ein absolutes Novum. So verwendet der Sicherheitsschuhhersteller Elten aktuell das weltweit erste expandierte thermoplastische Polyurethan (E-TPU) namens Infinergy – einen Partikelschaum von BASF, der aktuell in den Zwischensohlen der Schuhserie «Wellmaxx» eingesetzt wird. Der Clou: Infinergy dämpft den Aufprall des Fusses beim Laufen und federt zugleich zurück. Durch den hohen Reboundeffekt, also das Rückprallvermögen des Materials, gibt die Sohle einen Grossteil der aufgewendeten Energie wieder an den Träger zurück. Beschäftigte müssen somit weniger Kraft beim Laufen aufwenden und selbst bei mehrstündigem Tragen ermüden ihre Füsse nicht.

So funktioniert es

Die rasterelektronen-mikroskopische Aufnahme zeigt den BASF-Kunststoff mit seinen 30 bis 300 Mikrometer grossen geschlossenen Luftzellen.Doch wie funktioniert das? «Unser Produkt Infinergy ist ein neuer elastischer Partikelschaum. Hier bleiben die Vorteile von thermoplastischem Polyurethan erhalten, gleichzeitig werden sie jedoch um typische Eigenschaften von Schaumstoffen ergänzt», erklärt Carsten Günther von BASF. «Eben elastisch wie Gummi, aber federnd leicht.» Das neue Material dämpft nicht nur den Aufprall des Fusses, sondern federt ihn auch wieder zurück. «Ein Blick auf die Schaumstruktur der Sohle macht deutlich, woher dieser Effekt kommt», erläutert der BASF-Mitarbeiter. «Infinergy besteht aus einem expandierten thermoplastischen Polyurethan in Form ovaler Schaumperlen. Diese sind sehr elastisch und auch sehr leicht. Sobald Druck auf die verschweissten Schaumperlen ausgeübt wird, federn sie extrem gut zurück. Das wird hervorgerufen durch winzige Zwischenräume, in denen Luft eingeschlossen ist.»

Weiteres Plus für viele Branchen: Die mit Infinergy ausgestatten Sohlen behalten auch bei Temperaturen von minus 20 Grad Celsius eine hohe Elastizität und versteifen nicht. Über die Qualität und die Besonderheiten des neuen Materials – vor allem über die einzigartigen Federungs- und Dämpfungseigenschaften – zeigen sich Forscher ebenso wie die Anwender in Tragetests begeistert.

 

Nachgefragt bei …

Stefan Tintrup

Warum Dämpfung im Sicherheitsschuh wichtig ist

Wie wirkt sich die Dämpfung im Schuh auf die Fussgesundheit aus? Im Interview erläutert Stefan Tintrup, Orthopädie-Schuhmacher und Industriemeister Schuhfertigung beim niederrheinischen Sicherheitsschuh-Hersteller Elten, warum das Zusammenspiel zwischen Boden, Schuh und Fuss entscheidend ist.

Herr Tintrup, wieso ist eine gute Dämpfung entscheidend?

Stefan Tintrup: Im Gegensatz zu einem Arbeitsplatz im Büro mit überwiegend sitzender Tätigkeit kommt es an den meisten Arbeitsplätzen in Industrie- und Logistikunternehmen durch permanentes Stehen, Gehen und Knien über viele Stunden zu erhöhten Belastungen. Hier wird neben den Gelenken der unteren Extremität, also Fuss, Knie und Hüfte, vor allem der Rücken stark beansprucht.

Woran liegt das?

Bei Mitarbeitern, die an ihrem Arbeitsplatz überwiegend laufen, ist die Belastung der Gelenke generell sehr hoch. Als verstärkender Faktor kommt gerade in der Industrie auch der überwiegend harte Fussboden hinzu, der in der Regel keine stossabsorbierenden Eigenschaften besitzt. All das macht eine gute Dämpfung durch den Arbeitsschuh unverzichtbar.

«Mehr als zwei Drittel entwickeln im Laufe ihres Lebens Fussbeschwerden»

Was ist beim Thema Dämpfung zu beachten?

In Arbeitsschuh sollte der gesamte Fussbereich gedämpft werden, da der Fuss beispielsweise beim Stehen vor allem im Fersen- und Ballenbereich und beim Gehen ganzflächig belastet wird. Ideal ist deshalb eine Zwischensohle, die entsprechend weich geschäumt ist und eventuelle Stossbelastungen abfedert, um Sehnen, Muskeln und Gelenke zu schonen.

Woran erkenne ich eine gute Dämpfung?

An der Rückfederung, dem so genannten Rebound-Effekt. Hier entwickelt sich die Technologie rasant weiter – bestes Beispiel sind die neuen Infinergy-Sohlen von BASF, die Elten aktuell einsetzt. Keine Zwischensohle hatte bislang mehr Rückprallvermögen. In der Praxis gibt die neue Dämpfungstechnologie einen Grossteil der beim Laufen aufgewendeten Energie wieder an den Träger zurück – für alle Mitarbeiter, die bei ihrer Tätigkeit sehr viel zu Fuss unterwegs sind, ist das eine grosse Erleichterung. Denn so kann man Ermüdungserscheinungen und Gelenkproblemen deutlich besser vorbeugen.

Warum ist das Thema eigentlich so wichtig?

Weil so viele Menschen davon betroffen sind. Mehr als zwei Drittel entwickeln im Laufe ihres Lebens Fussbeschwerden. Mit Blick auf den demographischen Wandel und den steigenden Altersdurchschnitt, aber auch durch das zuneh mende Gewicht der Mitarbeiter – über 50 Prozent der Erwachsenen sind mittlerweile übergewichtig – ist dies kaum verwunderlich. Auf diese Herausforderungen müssen Passform und Dämpfung reagieren, das sind die entscheidenden Aspekte. Wenn beides stimmt, kann Menschen jeden Alters und jeder Statur grösstmöglicher Tragekomfort im Arbeitsalltag verschafft werden.